19:00h

"bist du oft hier?" frage ich. nichtssagend nimmt sie einen zug und streicht mit dem finger über die letzten regentropfen auf dem geländer. ja, sie ist oft hier. das hätte ich ihr gleich ansehen können, wenn ich nicht ständig ihren blicken ausweichen würde. "ich glaube die haben keine ahnung, wo sie überhaupt hinwollen" spreche ich vor mich hin während ich mit glasigem blick den unter uns vorbeirauschenden menschen in ihren beleuchteten autos hinterhersehe. eigentlich warte ich schon gar nicht mehr darauf, dass sie irgendetwas entgegnet, aber sie steht nur regungslos da und atmet. so ruhig wie man nur atmen kann, minutenlang und tief durch. mir fallen diese lieder ein, in denen eine ewigkeit nichts passiert. und eigentlich will ich gerade auch nicht, dass sich hier irgendetwas verändert. von mir aus könnte alles so weitergehen. sie könnten noch stunden da unten durch die nacht fahren, von einer spur auf die andere wechseln, es wäre mir alles egal. sie könnte sich ruhig eine nach der anderen anstecken, mich nie ansehen. ich würde wahrscheinlich weiter alle paar minuten versuchen, etwas schönes zu sagen, mich weiter an früher erinnert fühlen und nie den ersten schritt machen. zwischendurch würde ich ab und an betont unauffällig auf die uhr sehen und irgendwann bemerken "so lange war ich schon lange nicht mehr mit einer frau zusammen." sie sieht mich an, als ob sie mich küssen wollte. mir geht das alles viel zu schnell.

 
farfalla, Sonntag, 6. Juni 2004, 23:48
küss sie!

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eins
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